|
Nur zum Abspecken taugt der Drahtesel nicht
Ansonsten haben die AH-Fußballer der SpVgg Neckarelz reichlich Spaß am Radeln - Akribisch geplante Touren
Neckarelz. Schon vor 20 Jahren hatte Berthold Biemer eine Vision. Und das, obwohl die AH-Spieler der SpVgg Neckarelz noch alle voll im „fußballerischen Saft" standen: „Alles hat seine Zeit, auch das Fußballspielen!" sprach's und hob sodann eine Radsportgruppe aus der Taufe. Radeln könne man schließlich bedeutend länger als Fußballspielen. Natürlich stieß dieser Gedanke, wie fast alle neuen Ideen, zunächst eher auf Ablehnung. Doch Biemer ließ sich nicht entmutigen, und seine Idee fand zunehmend Freunde.
Seitdem schwingen sich jeden Donnerstag (abgesehen von einer Winterpause) ab 18:00 Uhr die Radfahrer, die zwischenzeitlich fast profihaft ausgerüstet sind, auf ihre Drahtesel, um entsprechend Trainingskilometer zu „bolzen". Bis zu dem ersehnten jährlichen Großereignis im September, der eigentlichen Radtour, wird immerhin rund zwei Stunden wöchentlich fleißig gestrampelt. Das kostet so manchen Schweißtropfen. Der gesundheitsgefährdende Flüssigkeitsverlust wird aber beim anschließenden gemeinsamen AH-Stammtisch in der Stadiongaststätte, zu dem auch die „verhinderten" Radler spätestens um 20:30 Uhr stoßen, umgehend und ausreichend ausgeglichen.
Das Antrainieren der nötigen Fitness ist die eine Seite, Vorbereitung und Organisation jedoch eine ganz andere. Für die Große Tour muß eine Strecke ausgesucht werden, die Länge der Tagesetappen muß geplant werden, Übernachtungsmöglichkeiten ermittelt und gebucht werden. Und natürlich muß auch ein kulturelles Programm zusammengestellt werden, denn das macht sich als Alibi für die zu erwartenden Lustbarkeiten immer gut. Zehn bis 15 Teilnehmer wollen schließlich über einen Zeitraum von bis zu neun Tagen ansprechend „versorgt" werden..
Doch dafür gibt es ja einen Berthold Biemer, der sich mit Eifer, Ausdauer und vor allem Akribie dieser Aufgabe stellt. Sein umfangreiches Programmheft mit Etappenbeschreibungen, Fotos der Fahrtstrecke, Landkarten, topografischen Karten und Stadtplänen ist schon kein Tüpfelchen mehr, sondern ein großer Tupfen auf das oft genannte „I". Doch auch ein Organisator kann sich nicht um alles kümmern. In Fragen der Ausrüstung - selbstverständlich wird für größere Ausfahrten ein neues einheitliches Trikot mit Namen des jeweiligen Teilnehmers benötigt - wird er von AH-Leiter Hartmut Radke unterstützt. Auftretende logistische Probleme lösen die Teilnehmer abwechselnd und gemeinsam.
So kommen dann eben „Radklassiker" zu Stande. Unter den 20 Ausfahrten finden sich so markante Strecken wie Rundfahrt Lüneburger Heide, Rund um den Bodensee, von Bayreuth nach Neckarelz, Basel - Altrhein - Neckarelz und Passau - Wien. Auch der Wettergott scheint auf diese Unterfangen äußerst gnädig herabzublicken. Ein einziges Mal zeigte er sich verstimmt, sonst lachte er immer zustimmend von oben.
Insgesamt haben bis heute 22 AH-ler der SpVgg Neckarelz an solch einer Radtour teilgenommen, aber nur drei haben es geschafft, bei allen 20 dabei zu sein. Nur drei, obwohl zwischenzeitlich alle AH-Kicker von diesen Fahrten so begeistert sind, daß man fast alles unternimmt, um dabei zu sein. Jene drei radelnden Fußballer haben je 4.167 Tourkilometer auf dem Buckel.
Man sollte meinen, eine ganz schön anstrengende Angelegenheit. Seltsamerweise treffen die meisten Teilnehmer aber regelmäßig mit ein paar Kilo mehr auf den Hüften wieder in Neckarelz ein. Hierin ist sicherlich der Grund zu suchen, daß auch Vizepräsident Walter Schleyer, solange er es gesundheitlich verkraften konnte, begeisterter „Radfahrer" war.
Auch für 2005 sind die Planungen längst angelaufen, es soll die Strecke Kaiserslautern - Neckarelz in Angriff genommen werden. Einer der Höhepunkte dieser Radtour, soviel kann verraten werden, soll dann eine Draisinefahrt werden.
|
